Am Anfang der Gründungsfeier stand die Erinnerungsarbeit an jene Persönlichkeiten und Netzwerke, die vor und nach dem 1. Weltkrieg für Frauen und Friedensthemen eintraten.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Frauen während und nach dem 1. Weltkrieg in politischen Gremien vertreten waren und angehört wurden?
Wie gingen die frühen Aktivistinnen mit den strukturellen Einschränkungen, der Zensur, dem Ausschluss von Frauen aus politisch-rechtlichen Räumen um? Welche Wege fanden sie, um ihren politischen Forderungen dennoch Relevanz zu verschaffen und sogar zu erreichen, dass Frauen-Friedensthemen beim Völkerbund und in der österreichischen Presse auf der Tagesordnung standen?
Die Historikerinnen Brigitte Rath, Clara Anna Egger und die Sozialwissenschafterinnen Heidi Pichler und Leonor Sáez-Méndez zeichneten die Entwicklungen und Herausbildung jener Länder-übergreifenden Organisationen unter Frauen vom späten 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg nach, die sich für Frauen und Frieden einsetzten.
Mit Bezug auf Leben und Werk Bertha von Suttners sprachen Heidi Pichler und Leonor Sáez-Méndez über die Rolle Bertha von Suttners als Vorkämpferin für die frühe Internationale Friedensbewegung. Brigitte Rath widmete sich dem Engagement der österreichischen Kriegsgegnerin Olga Misař, die dafür eintrat, dass während des 1. Weltkrieges die politische Friedensarbeit in Österreich nicht zum Erliegen kam. Die Historikerin Clara Anna Egger skizziert die inhaltlichen Themen des 1. Internationalen Kongresses der Women’s International League for Peace and Freedom und beschrieb die Bedeutung von Freund*innerschaften für die politisch-inhaltliche Zusammenarbeit von Frauen am Beispiel der Amerikanerin Jane Addams und der Wiener Friedensaktivistin Yella Hertzka (u.v.a.).
Die historischen Beiträge bestätigen, die von Leila Rupp (2011) formulierte These, dass sich bereits vor dem 1. Weltkrieg so was wie ein feministischer Internationalismus gebildet hatte, und verschiedenste Frauen-Friedens Gruppen über transnationale Netzwerke eng kooperierten (siehe L. Rupp 2011)[1].
[1] zit. nach Rupp, Leila J.: Transnationale Frauenbewegungen, in: Europäische Geschichte Online (EGO), Hg. vom Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2011-08-26. URL: http://www.ieg-ego.eu/ruppl-2011: urn:nbn:de:0159-2011080841 [2021-05-12], Textabschnitt 1.